Januar 2006 l Ägypten in 6 Tagen

 
 

Abu Simbel

     

Weitere Orte dieser Reise

   
  (z.T. in Vorbereitung)
 
 
 
 

Der Felsentempel morgens um 5:50 Uhr

 
 

 

 
 

Abu Simbel ist ein Ort im ägyptischen Teil Nubiens, etwa 240 Kilometer südwestlich von Assuan. Die nur etwas über 2600 Einwohner zählende Ortschaft ist bekannt durch die hier im 13. Jahrhundert v. Chr. errichteten Felsentempel des Königs (Pharao) Ramses II. aus der 19. Dynastie des altägyptischen Neuen Reiches.

 
     
 

 
 

No flash, no flash

 
     
 

 
 

 

 
 

Der große Tempel von Abu Simbel diente insbesondere dem neuen Verständnis der Königsphilosophie von Ramses, der in seiner Eigenschaft als göttlich legitimierter Herrscher gleichberechtigt zu anderen Gottheiten angesehen werden wollte. Dies zeigt sich schon an den vier oben dargestellten etwa 21 Meter hohen Kolossalstatuen des Ramses mit der Doppelkrone Ober- und Unterägyptens (Pschent), dessen Sitzbilder den Eingang zum Großen Tempel „bewachen“. Allein der Abstand zwischen den Ohren jeder Figur beträgt mehr als vier Meter, die Lippenlinie ist mehr als einen Meter lang. Die beiden nördlichen Sitzbilder tragen die Aufschrift: „Ramses, der Geliebte des Amun“ und „Ramses, der Geliebte des Atum“, die südlichen Statuen „Ramses, Sonne der Herrscher“ und „Ramses, Herrscher der beiden Länder“.

 
     
   
 

 

 
   
  Das Allerheiligste des Tempels, der Ort des "Sonnenwunders"  
     
 

Das Sonnenwunder im Allerheiligsten
Als „Sonnenwunder“ von Abu Simbel bezeichnet man ein Ereignis, das zwei Mal im Jahr stattfindet. Hierbei beleuchten in einem bestimmten Zeitraum die durch den Tempeleingang eindringenden Sonnenstrahlen für etwa 20 Minuten drei der vier in sitzender Haltung dargestellten Götterstatuen des tief im Tempel liegenden Heiligtums: des Amun-Re von Theben, des vergöttlichten Ramses und des Re-Harachte von Heliopolis.

Die Statue des ganz links sitzenden Ptah von Memphis, eines Erdgottes, der mit dem Reich der Toten verbunden war, bleibt mit Ausnahme seiner linken Schulter außerhalb des Sonnenlichts. Nach Fertigstellung der Tempelanlagen geschah dies während der Regierungszeit von Ramses II. immer im vierten Monat der Jahreszeiten Peret (21. Februar) und Achet (21. Oktober). Die abweichende Länge eines mittleren Sonnenjahres gegenüber dem Kalenderjahr ist dafür verantwortlich, dass sich der Azimut des Sonnenstands jedes Jahr verschiebt. Zusätzlich nimmt der alle vier Jahre eingelegte Schalttag Einfluss auf das Datum des „Sonnenwunders“. Es ergibt sich dadurch eine Schwankungsbreite von einem Tag in beide Richtungen. Aus diesem Grund sind in der Literatur und in Publikationen teilweise unterschiedliche Angaben zum Tag des Sonnenwunders veröffentlicht.

 
     
   
     
 

 
 

 

 
   
  Der große Tempel Ramses II. im Morgengrauen (6:30 Uhr)  
     
 

Die Felsentempel von Abu Simbel, der große Tempel zum Ruhm Ramses’ II. und der kleine Hathor-Tempel zur Erinnerung an Nefertari, dessen Große königliche Gemahlin, stehen seit 1979 auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO.
Beide Tempel befinden sich nicht mehr an ihrem ursprünglichen Standort. Um sie vor dem ansteigenden Wasser des Nassersees, des durch den Assuan-Staudamm aufgestauten Stausees des Nil, zu retten, wurden sie in den Jahren 1963 bis 1968 abgetragen und 64 Meter höher auf der Hochebene von Abu Simbel wieder aufgebaut.
Dort erheben sie sich heute auf einer Insel im Nassersee, die an der Nordwestseite durch einen befahrbaren Damm mit dem Ort Abu Simbel verbunden ist.

 
 

 

 
 

 
     
 

 
     
  Die Königsfigur südlich des Tempeleingangs ist unvollständig, Teile des Kopfes und des Torsos liegen vor der Fassade am Boden. Sie wurde schon kurz nach der Errichtung der Tempelanlage im 34. Regierungsjahr Ramses’ II. durch ein Erdbeben beschädigt.
Die Kolossalstatuen des Pharao bilden den Hauptblickfang der 38 Meter breiten und 32 Meter hohen Fassadenstruktur. Die Sitzbilder sind paarweise rechts und links des Tempelzugangs auf einer Terrasse aufgestellt. Eine neunstufige Treppe führt in der Mitte auf ihre Ebene, von wo aus das Tor zum Tempel durchschritten werden kann.
 
     
   
     
 

 
 

Der kleinere Hathor-Tempel zur Erinnerung an Nefertari, dessen Große königliche Gemahlin

 
     
  Rechts neben dem Tempel des Ramses II. befindet sich der Hathor-Tempel, der zur Erinnerung an seine Gemahlin Nefertari errichtet wirde.  
     
   
     
   
     
   
  7:30 Uhr, Rückflug nach Assuan.  
     
     
  Im Jahr 1813 erforschte der Schweizer Reisende Jean Louis Burckhardt (1784–1817) die Gegend südlich von Kasr Ibrîm in Nubien. Auf dem Rückweg erfuhr er durch Einheimische von einem besonders schönen Tempel am Nilufer bei Ebsambal, wie der Ort in Burckhardts Aufzeichnungen später genannt wird. Daraufhin erreichte er am 22. März 1813 den Hathor-Tempel der Nefertari von Abu Simbel.
Bei der Erkundung der Umgebung fand Burckhardt auch den durch eine Sanddüne weitestgehend verdeckten Großen Tempel Ramses’ II. Das Innere des Tempels war durch die angehäuften Sandmassen für ihn nicht zugänglich.

Über die Ankunft am Großen Tempel vermerkte Burckhardt in seinem Tagebuch:
"Mein Blick fiel auf den noch sichtbaren Teil von vier Kolossalstatuen …
Sie befanden sich in einer tiefen, in den Hügel eingegrabenen Mulde; schade, dass sie fast vollständig vom Sand begraben wurden, den der Wind an dieser Stelle wie das Wasser eines Wildbaches vom Berg herabstürzen lässt. Von einer Statue ragt noch der Kopf und ein Teil der Brust und der Arme aus dem Sand. Die benachbarte ist fast nicht mehr zu sehen, da der Kopf fehlt und der Körper bis über die Schulter vom Sand bedeckt ist. Von den beiden anderen ragt nur der Kopfputz heraus."

 
     
     
 

In den 1950er Jahren bedrohte der geplante Bau des Assuan-Hochdamms die Existenz der beiden Tempel Ramses’ II. in Abu Simbel.
Sie wären neben den Tempeln von Philae, Kalabscha und anderen im angestauten Nassersee versunken. Bereits 1955 wurde ein internationales Dokumentationszentrum mit dem Ziel gegründet, das Gebiet von Assuan bis über die Grenze des Sudan aufzunehmen. Am 8. März 1960 bat die UNESCO um internationale Hilfe zur Rettung der Tempelanlagen. Unter den zahlreichen Vorschlägen und Plänen zur Rettung der Bauwerke erhielt im Juni 1963 ein schwedisches Projekt die Zustimmung; es sah die Zerlegung der Tempel, die Abfuhr der gesamten Felsmasse und den Wiederaufbau an einem höher gelegenen Ort vor.
Die Verlegung der beiden Tempel von Abu Simbel erfolgte dann zwischen November 1963 und September 1968 als weltweites Gemeinschaftsprojekt. Die Arbeit wurde von ägyptischen, deutschen, französischen, italienischen und schwedischen Baufirmen durchgeführt. Am 22. September 1968 wurde die geglückte Verlagerung offiziell gefeiert. Zur Einweihung des Staudamms am 15. Januar 1971 würdigte der damalige ägyptische Staatspräsident Anwar as-Sadat die Verlegung der insgesamt 23 nubischen Tempel und Schreine: "Völker können Wunder vollbringen, wenn sie für einen guten Zweck zusammenarbeiten."

 
     
     
     
 

copyright 2017 by Achim Pisternick