Reise 2001 l Syrien l Libanon l Jordanien

 
 

Krak des Chevaliers

     
  Die Fotos wurden damals mit einer analogen Kamera aufgenommen und später digitalisiert. Ich bitte die ungewohnt schlechte Qualität zu entschuldigen  

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  (z.T. in Vorbereitung)

 
     
 

Der Krak des Chevaliers, "die Mutter aller Kreuzritterburgen". Aufgrund ihrer Ausstrahlung und Größe ist die Burg heute in die Liste des Weltkulturerbes der Menschheit der UNESCO eingeschrieben.

Der Name Krak entstammt wahrscheinlich dem Syrisch-Aramäischen und bedeutet „Festung“. Möglich ist auch eine Ableitung von dem griechischen Wort charax, das Pfahlwerk oder Wall bedeutet. Zur Unterscheidung von der Burg Krak de Montréal (heute Shobaq, Jordanien) festigte sich dann der Name Crac de l’Hospital bzw. Crac des Chevaliers.

 
     
 

 
     
 

Die Burg steht etwa 30 km westlich von Homs auf einem Ausläufer des Alawitengebirges und beherrscht die vom Nahr al-Kabir durchflossene Akkar-Ebene zwischen diesem und dem Libanongebirge. Seit dem Altertum wird die Senke als wichtige Handelsroute zwischen Küste und Landesinnerem genutzt. Der Besitz der Befestigungsanlage war für den Handel, aber auch für die militärische Sicherung der Region zwischen Tripolis und Homs von entscheidender Bedeutung. Zusammen mit der etwa 25 Kilometer südlich am Rand des Libanongebirges gelegenen Festung Akkar und einer Reihe von Forts und Türmen bildete der Krak des Chevaliers ein wirksames Verteidigungssystem.

 
     
 

 
 

Der Aufgang ins Burginnere

 
 

Die erste historisch greifbare Befestigung wurde 1031 durch den Emir von Homs auf dem Berg errichtet. Sie hatte den Namen Hisn al-Akrad (Burg der Kurden).
1099 erreichte das Heer des Ersten Kreuzzugs unter Raimund von Saint-Gilles, das sich auf dem Weg nach Jerusalem befand, Hisn al-Akrad. Das Heer besetzte die Burg und hielt sich zehn Tage darin auf, bevor es weiterzog und die Stadt Arqa belagerte.
Nachdem das Kreuzfahrerheer weitergezogen war, gelangte die Burg wieder in muslimischen Besitz.

 
 

 

 
   
     
 

Wenige Jahre nach dem erfolgreichen Ende des Ersten Kreuzzugs kehrte Raimund von Toulouse in die Gegend zurück und versuchte, sich eine eigene Herrschaft aufzubauen. Während er die Hafenstadt Tartus schon 1102 einnehmen konnte, leisteten Hisn al-Akrad und die Hafenstadt Tripolis erbitterten Widerstand. Nach Raimunds Tod 1105 setzte sein Sohn Bertrand von Saint-Gilles sein Vorhaben der Errichtung der Grafschaft Tripolis mit der Eroberung von Tripolis 1109 fort. Hisn al-Akrad wurde 1110 durch den normannischen Heerführer Tankred von Tiberias erobert, der in Konkurrenz zu den provencalischen Saint-Gilles’ und ihrer Grafschaft Tripolis die Ausweitung der normannischen Herrschaft um das von seinem Onkel Bohemund von Tarent gegründete Fürstentum Antiochia verfolgte.

 
     
   
     
 

Als Bertrand von Saint-Gilles im April 1112 starb, folgte ihm dessen minderjähriger Sohn Pons. Tankred starb im Dezember 1112. Noch auf dem Sterbebett arrangierte Tankred die Verheiratung seiner Witwe Cäcilia von Frankreich mit Pons, die Hisn al-Akrad und einige weitere Burgen Tankreds mit in die Ehe brachte. Hisn al-Akrad gehörte fortan zur Grafschaft Tripolis. Verwaltet wurde die Burg durch Vasallen des Grafen von Tripolis, die sich „de Crato“ nannten.

 
     
   
     
 

Zum Aussehen der Burg in damaliger Zeit gibt es keine Überlieferung und oberirdisch keine baulichen Reste. Vielleicht bestand eine hohe, relativ dünne Ringmauer mit schlanken runden Mauertürmen - wie bei anderen arabischen Burgen dieser Zeit.

 
     
 

 
     
  Zwei Erdbeben, die 1157 und 1170 schwere Zerstörungen anrichteten, waren der Anlass für umfangreiche Bauarbeiten an der Burg ab 1170. Arabische Quellen besagen, dass nach dem Erdbeben auf dem Burgberg kein Stein mehr auf dem anderen stand.  
     
 

 
     
  Die nun errichtete Burg war demzufolge ein Neubau. Er bestand im Wesentlichen aus dem Hauptturm, der Kapelle, dem Torbau und der mit umlaufender Halle versehenen Ringmauer. Drei wenig vorspringende Mauertürme verstärkten die Anlage. Im Nordwesten ragte der Latrinenturm aus der Mauerlinie hervor. Er war in die Zwingermauer eingebunden, die wahrscheinlich die gesamte Burg umschloss. Im Osten existierte eine Vorburg.  
     
 

 
 

Wassergraben an der Südseite

 
 

Als eine große Besonderheit für eine Höhenburg in einem so wasserarmen Land verfügte die Burg an der Süd-, West- und Nordseite über einen Wassergraben, dessen Rest das noch heute an der Südseite vorhandene Wasserreservoir ist.

 
     
   
     
   
     
 

 
     
 

Im Mai 1188 rückte Sultan Saladin auf seinem Feldzug nach Nordsyrien vor die Burg, verzichtete jedoch auf eine längere Belagerung und musste unter Rücksicht auf die strategische Lage von einem Angriff auf Antiochia absehen. Die Burg wurde dadurch zum effektiven Sperrriegel nach Süden.

 
     
   
     
 

Nach abermaligen Erdbebenschäden 1201/02 wurde die Burg umfassend ausgebaut. Verstärkt wurde die Westseite der Kernburg und die dortigen Türme zu Rundtürmen ummantelt, der Talus als Erdbebenschutz errichtet und die äußere Zwingermauer erbaut. Die Südseite der Kernburg erhielt eine außergewöhnlich starke Befestigung. Drei gewaltige, nach außen abgerundete Türme wurden durch eine starke Mauer verbunden. Die Mauerstärke erreichte am mittleren Turm acht Meter. Bemerkenswert ist die handwerklich gute Steinmetzarbeit am Schnittpunkt zwischen Südmauer und Talus. Die Auffahrtsrampe zur Kernburg wird von einem fünfeckigen Turm aus großen Bossensteinen gesichert.

 
     
 

 
     
 

Diese Neubauten wurden im Wesentlichen wahrscheinlich schon nach wenigen Jahren abgeschlossen. Der Bau der mit den Halbrundtürmen versehenen äußeren Zwingermauer erfolgte um 1250. Wahrscheinlich waren zum Zeitpunkt der mamlukischen Eroberung die Verteidigungselemente des Zwingers noch nicht vollständig errichtet.

 
     
   
     
  Im Inneren der Kernburg entstand – ebenfalls in der Mitte des 13. Jahrhunderts – der Saalbau. Er wurde im Stil der Hochgotik gestaltet und hat einen repräsentativen Charakter. Die Schmuckelemente sind auf französische oder auch antike Vorbilder zurückzuführen.  
     
 

 
     
   
     
 

In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stand die Johanniterherrschaft im Krak des Chevaliers auf dem Höhepunkt. Das findet seinen Ausdruck im aufwändigen Ausbau der Hauptfestung. Sie diente in dieser Zeit häufig als militärische Operationsbasis gegen benachbarte Herrschaften.
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde vor allem die äußere Zwingermauer an der Südost- und Nordostseite der Anlage verstärkt. Das Mauerwerk dieser Zeit ist von minderer Qualität und demonstriert augenscheinlich die Bedrängnis und damit den Niedergang des Johanniterordens.

 
     
   
     
  1267 griff Sultan Baibars erstmals den Krak des Chevaliers an und eroberte drei Burgen und 16 feste Türme in der Umgebung. 1271 kam es zu einer Belagerung der Burg, an der sich der Sultan ab dem 21. Februar persönlich beteiligte. Als Standort für die Bliden wählte man einen Bergvorsprung ca. 300 m von der Burg entfernt; heute befindet sich dort das Ausflugsrestaurant. Durch Beschuss wurden ein Turm an der Südwestecke und das heute nicht mehr vorhandene Vorwerk beschädigt. Das Vorwerk und eine Befestigungsanlage vor dem Osttor wurden durch das Heer des Sultans am 22. März eingenommen. Durch Unterminierung brachte es den Südwestturm des Zwingers zum Einsturz, und die Mamluken stürmten am 31. März den Zwinger. Die Johanniter zogen sich in die Kernburg zurück. Am 8. April 1271 ergaben sie sich gegen Zusicherung des freien Abzugs.  
     
   
     
 

Die Schäden der Belagerung wurden schnell beseitigt. Anhand abweichender Mauertechnik lassen sich die Reparaturstellen heute identifizieren. Insbesondere an der südlichen Zwingermauer wurden beide Rundtürme neu gebaut. Das Osttor wurde neu verkleidet und erhöht, die Zugangsrampe überwölbt. Über dem Portal der Westseite wurden zwei Löwen eingemeißelt, die Wappentiere Baibars. Sultan Qalawun ließ schließlich 1285 an der Südseite der Außenmauer einen quadratischen Turm errichten.

 
     
 

 
     
 

Die Festung wurde bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts militärisch genutzt. Ende des 19. Jahrhunderts bauten sich Einheimische ein kleines Dorf in die Anlage.

 
     
   
     
 

1927 erwarb Frankreich, damals durch den Völkerbund als Mandatsmacht in Syrien eingesetzt, die Burg.
In dem Gefühl, Nachfolger der Kreuzritter zu sein, wurde die Burg als Symbol dieser Zeit und des vermeintlichen Sieges des Okzidents über den Orient saniert und rekonstruiert.
Das Dorf und andere spätere Einbauten wurden hierbei beseitigt. Nachdem das französische Mandat über Syrien nach nur zwei Jahrzehnten wieder aufgegeben werden musste, gab Frankreich 1947 auch die Burg an Syrien zurück.

 
     
 

 
     
 

Im Bürgerkrieg in Syrien 2011/12 wurde die Burg vom syrischen Militär und dann durch die Freie Syrische Armee besetzt. Bei den Kämpfen kam es zu Zerstörungen und Plünderungen. Mitte Juli 2013 wurde bei erneuten Luftangriffen einer der Türme schwer beschädigt.

 
 

 

 
   
     
 

Am 20. März 2014 konnten Regierungstruppen nach Luftangriffen die Burg und das in der Nähe liegende Dorf al-Hosn wieder zurückerobern. Dabei wurden mindestens 40 Rebellen getötet. Im August 2015 wurde bekannt, dass die Festung für den Tourismus wiedereröffnet worden ist und dort Führungen angeboten werden.

 
 

 

 
   
     
   
     
  Der Krak des Chevaliers ist – sowohl aus der Sicht des Okzidents als auch der des Orients – ein herausragendes Symbol der Kreuzritterzeit. Die Burg wurde in der Vergangenheit und wird auch in der Gegenwart verklärt sowie romantisiert.  
     
     
     
 

copyright 2017 by Achim Pisternick