Reise 2001 l Syrien l Libanon l Jordanien

 
 

Palmyra

     
  Die Fotos wurden damals mit einer analogen Kamera aufgenommen und später digitalisiert. Ich bitte die ungewohnt schlechte Qualität zu entschuldigen  

Weitere Orte dieser Reise

   
  (z.T. in Vorbereitung)
 
 
 
 

Palmyra 2008

 
 

Palmyra ist DIE antike Stadt, deren jüngstes Schicksal mich emotional am meisten fordert. Natürlich dadurch, dass ich sie noch vor der Zerstörung der 2.000 jährigen Bauten durch die Mördermiliz "Islamischer Staat" kennenlernen konnte. Ich weiß natürlich auch um die Frevel, die an uraltem Kulturgut z.B. im Irak begangen wurden.

 
     
 

Palmyra liegt 215 km nordöstlich der syrischen Hauptstadt Damaskus.
Die Ruinenstadt liegt in einer von Palmen umgebenen Oase. Im Zentrum des Hochlandes von Aleppo gelegen wird sie nördlich und südwestlich von zwei Bergketten eingeschlossen. Im Süden und Osten ist Palmyra von der syrischen Wüste umgeben. Ein kleines Wadi (al-Qubur) durchquert das Gebiet, bevor es in den östlichen Gärten der Oase aus den westlichen Hügeln hinter der Stadt fließt.

 
 

 

 
 

 
  Die um das Jahr 640 errichtete Festung oberhalb der Stadt  
   
 

 

 
 

Die frühesten Anzeichen für menschliche Besiedlung in der Oase lassen sich bereits für das 7. Jahrtausend v. Chr. feststellen. Palmyra (oder auch Tadmor) wird in altassyrischen und babylonischen Texten erwähnt (in unterschiedlicher Schreibform: Tadmu/i/ar). Zur Zeit der Mari-Archive im 2. Jahrtausend v. Chr. fungierte die dortige Oase offenbar bereits als wichtiger Handelsposten. In späteren Quellen taucht der Ort immer wieder auf, ohne dass detaillierte Berichte überliefert sind. Im 1. Jahrhundert v. Chr. sind Priester des Bel-Marduk und ein Beltempel dort belegt. Dieser war insbesondere im 1. Jahrhundert nach Christus eines der wichtigsten religiösen Bauwerke im gesamten Vorderen Orient. Der Bel-Kult hielt sich in Palmyra bis in die Spätantike.

 
     
   
 

 

 
  Der Name Palmyra erschien zum ersten Mal zu Beginn des ersten Jahrhunderts nach Christus und wurde im gesamten römischen Reich verwendet; die Namensform Tadmor wurde aber in Palmyra selbst weiterhin gebraucht. Im dreizehnten Jahrhundert schrieb der syrische Geograph Yaqut ar-Rumi, dass Tadmor der Name einer Tochter eines von Noahs fernen Nachfahren gewesen sei und diese in der Stadt begraben wurde.  
     
   
     
 

Die Stadt wurde im späten 1. Jahrhundert v. Chr. von römischen Truppen erobert und stand seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. unter römischer Hoheit. Sie erhielt von Kaiser Hadrian (der sich 129/30 kurzzeitig in Palmyra aufhielt) den Status einer freien Stadt, Kaiser Caracalla erhob sie zur colonia.

Dies brachte nicht nur Prestige ein, sondern auch steuerliche Privilegien. Die Stadt hatte sich um das Jahr 100 zu einem zentralen Handelsknotenpunkt etabliert. Palmyra konnte von der Anbindung an die Seidenstraße profitieren und gelangte rasch zu großem Reichtum. Es entwickelte sich in Palmyra eine eigentümliche Kultur, die griechisch-römische und orientalische Elemente verschmolz. Besonders im religiösen Bereich lassen sich zahlreiche unterschiedliche Einflüsse feststellen. Der Reichtum der Stadt äußerte sich in monumentalen Bauwerken.

 
     
   
  Das Bühnenhaus des Theaters (am 20. Januar 2017 vom IS zerstört)  
 

Im Jahr 261 stellte sich der palmyrenische Fürst Septimius Odaenathus auf die Seite Roms und griff die herrschenden Perser und erfolgreich an. Damit machte er die Stadt schlagartig zu einem wichtigen Machtfaktor in der Region und faktisch unabhängig. Überlebende des geschlagenen römischen Heeres schlossen sich Odaenathus an und verstärkten sein Heer.
261 ernannte ihn Kaiser Gallienus zum corrector totius Orientis und damit faktisch zu seinem Stellvertreter in dieser Region. Zwischen 262 und 266 eroberten die palmyrenischen Truppen unter Odaenathus große Teile Mesopotamiens von den Persern.
In dieser Zeit ordnete sich Odaenathus formal Rom unter, zumal sich die Interessen des Fürsten und des römischen Kaisers deckten: Die Abwehr der Perser und Sicherung der Handelswege.
Allerdings gewann Odaenathus stark an Einfluss, so dass sich auch verdeckte Spannungen bemerkbar machten.

 
     
   
 

 

 
 

Nach der Ermordung des Odaenathus im Jahr 267 setzte seine Gattin Zenobia die Politik fort, doch waren die wieder erstarkten Römer offenbar nicht bereit, die Sonderstellung des Vaters einfach auf den Sohn des Odaenathus zu übertragen. Es kam zum Konflikt. Zenobia übernahm im Namen ihres Sohnes Vaballathus die Herrschaft über Syrien und besetzte 270 auch die reiche römische Provinz Ägypten. Als der römische Kaiser Aurelian 272 Palmyra angriff, ließ Zenobia ihren Sohn ebenfalls zum Kaiser ausrufen und nahm selbst den Titel einer Augusta an. Aurelian besiegte bei Immae in der Nähe von Antiochia und nochmals bei Emesa die palmyrenischen Truppen und führte Zenobia als Gefangene nach Rom. Während der römischen Besetzung erhob sich die Bevölkerung Palmyras, das zunächst milde behandelt worden war, kurz danach unter Septimius Antiochus zu einem zweiten Aufstand. Nach dessen Niederschlagung wurde Palmyra von den Römern zerstört. Das zeitweilig von Palmyra beherrschte Territorium fiel wieder an Rom und Persien.

 
     
   
     
  Kaiser Diokletian ließ die Stadt um 300 n. Chr. sehr viel kleiner wieder aufbauen und errichtete hier ein römisches Militärlager. Auch das Christentum erreichte Palmyra, und die Stadt wurde im frühen 4. Jahrhundert Bischofssitz. Als Kirche diente ab dem 5. Jahrhundert der alte Baaltempel.
527 ließ der oströmische Kaiser Justinian Palmyra erneut stark befestigen und stationierte hier den dux von Emesa mit Truppen. Doch die Zeit der Blüte war für die Stadt lange vorbei. Im Jahr 634 gelangte mit den Arabern der Islam nach Palmyra, nach 636 ging die Siedlung endgültig aus oströmischer Hand in jene der Moslems über, die nahe der Stadt die Bergfestung anlegten. Die meisten Bewohner verließen den bedeutungslos gewordenen Ort in der Folge. 1751 besuchte eine englische Expedition die Ruinenstadt und fertigte sorgfältige Bauaufnahmen der am besten erhaltenen antiken Ruinen an. Nachdem sie 1753 in einem monumentalen Tafelwerk publiziert worden waren, übten sie erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der klassizistischen Architektur in Europa aus.
 
     
   
  Der rund 2000 Jahre alten Triumphbogen (Hadrianstor) an der Prachtstraße (Anfang Oktober 2016 vom IS gesprengt)   
     
 

 
  An der Prachtstraße  
     
   
 

Der Tetrapylon  (ebenfalls am 20. Januar 2017 vom IS zerstört)

 
 

 

 
 

 
     
 

 

 
 

 
     
   
  Der Baalschamin-Tempel, neben dem Tempel des Baal einer der wichtigsten Tempel Palmyras
(Am 25. August 2015 vom IS zerstört)
 
     
  Der Baaltempel (Am 31. August 2015 vom IS zerstört)  
     
   
 

 

 
   
     
 

 
 

 

 
   
     
   
     
   
     
   
     
   
     
   
  Unser Hotel in Palmyra  
     
 

Die Stadt war vor den Kampfhandlungen 2015 in Syrien touristisch erschlossen, es gab gute Busverbindungen und mehrere Hotels. Seit 1980 ist das Ruinengelände UNESCO-Weltkulturerbe. Im Bürgerkrieg in Syrien – einschließlich der Kampfhandlungen durch den Islamischen Staat (IS), der aus ideologischen Gründen Kulturgut zerstört – ist die Fundstelle verstärkt durch Plünderungen bedroht. Die UNESCO hat sie auf die rote Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt. Palmyrenische Grabreliefs sind in Sammlerkreisen sehr gefragt und werden illegal ausgeführt. Durch die Entfernung der Objekte aus ihrem Kontext können wertvolle Daten für eine geschichtswissenschaftliche Auswertung verloren gehen, die zur Beantwortung der Frage nach den wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen des Aufstiegs Palmyras beitragen könnten.

 
     
 

Maamun Abdelkarim, Leiter der syrischen Antikensammlungen, bezeichnete die am 27. Juni 2015 erfolgte Zerstörung der berühmten Löwenskulptur aus dem Allat-Tempel, die 1977 entdeckt wurde und am Eingang des Museums von Palmyra stand, als "das schlimmste Verbrechen, das die Dschihadisten am Erbe von Palmyra begangen haben".
Die Zerstörungen werden weltweit verurteilt.

 
 

 

 
 

Im März 2016 gelang es Truppen der syrischen Armee, unterstützt durch regierungstreue Milizen und insbesondere durch die russische Luftwaffe, Teile der Stadt vom IS zu befreien. Taktisch wichtige Anhöhen waren bereits einige Zeit zuvor von ihnen eingenommen worden, einschließlich der alten Zitadelle von Palmyra, welche der IS unter hohen Verlusten verlor. Am 27. März 2016 gab die syrische Armee die vollständige Rückeroberung von Palmyra bekannt.

Am 10. Dezember 2016 gelang es IS Kämpfern in einer überraschenden Offensive jedoch Palmyra erneut zu erobern. Am 20. Januar 2017 wurden weitere Zerstörungen in der antiken Stadt durch den IS bekannt. Hiervon betroffen waren das Tetrapylon und die Bühne des Amphitheaters.
Am 1. März 2017 rückten syrische Truppen auf die Burg Palmyra vor, am 2. März 2017 war die Stadt nach russischen Angaben wieder in der Hand syrischer Truppen.

 
     
     
 

Die Grabtürme und Hypogäen in der Westnekropole

 
 

 

 
   
     
 

Die Grabtürme der Westnekropole sind einzigartig im Nahen Osten. Nach den Bauinschriften wurden die Grabanlagen zwischen 9 v. Chr. bis 128 n. Chr. errichtet. Das Grab des Elahel ist das größte Turmgrab. Es besaß zu fünf Geschosse, die durch enge Wendeltreppen verbunden waren. Im Turm fanden zahlreiche Tote ihre letzte Ruhestätte. Die Grabtürme waren das Grabhaus einer Familie. Ärmere Palmyrener konnten Grabstätten in einem der Gräber mieten. Die Särge wurden durch Schächte in das jeweilige Geschoss befördert. Das Äußere der Türme war in der Regel schlicht. Im Inneren waren die Türme jedoch mit Architekturdekor und Skulpturenschmuck reich verziert. Für die Archäologie bargen die Grabtürme eine Besonderheit: Es wurden Reste kostbarer Textilien gefunden. Dies lässt Rückschlüsse auf die Handelsverbindungen der Palmyrener zu. Im September 2015 sprengte die Terrororganisation Islamischer Staat drei der besterhaltenen Grabtürme.

 
 

 

 
 

 
 

Grabturm, im September 2015 vom IS gesprengt

Im Grabturm
Die Toten wurden etagenweise aufgebahrt

 
 

 

 
 

 
  Eingang zum Hypogäum der drei Brüder  
     
   
  In der Grabkammer  
 

Neben den Grabtürmen wurden auch unterirdische Grabanlagen (Hypogäen) errichtet.
Nach den Inschriften wurden diese zwischen 81 und 232 erschaffen. Bisher wurden etwa 90 davon gefunden. Der Zugang erfolgte über eine Treppe. In die monumentalen Steintüren war der Name des Gründers und das Entstehungsdatum eingraviert. Die Grabkammern wurden mit reicher Bauornamentik oder Fresken verziert.

Am bekanntesten ist das Hypogäum der drei Brüder. Es entstand etwa im Jahr 160 und wurde auf das Verschwenderischste mit Fresken verziert. Abgebildet sind Gestalten aus der griechischen Mythologie, die einen Bezug zur Totenwelt hatten. So finden sich beispielsweise Fresken von Ganymed, der von Zeus auf den Olymp entführt wurde, sowie von Achill.
Auch in diesem Grab konnten Grabplätze gemietet werden. Man sieht noch immer die Inschriften mit den Familiennamen.

 
     
     
     
 

copyright 2017 by Achim Pisternick