Reise 2001 l Syrien l Libanon l Jordanien

 
 

Resafa

     
  Die Fotos wurden damals mit einer analogen Kamera aufgenommen und später digitalisiert. Ich bitte die ungewohnt schlechte Qualität zu entschuldigen  

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  (z.T. in Vorbereitung)

 
 

 

 
 

Resafa ist eine Ruinenstadt in der Wüste im Norden Syriens, die in der Spätantike den Namen Sergiopolis trug. Aus dieser Zeit stammen die erhaltenen Gebäude und die Stadtmauer. Resafa war seit dem 4. Jahrhundert ein bedeutendes christliches Pilgerziel und im 6. Jahrhundert ein militärischer Posten der östlichen syrischen Provinzen.

 
     
   
 

 

 
 

Resafa liegt südlich des Euphrats, 25 Kilometer vom Abzweig der Euphrat-Fernstraße in al-Mansura entfernt am Nordrand der syrischen Wüste. Die von diesem Dorf nächstgelegene Stadt ist 30 Kilometer östlich Ar-Raqqa. In römischer Zeit lag der Ort auf der Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. errichteten Strata Diocletiana, einer Militär- und Karawanenstraße, die den Limes Arabicus bildete. Dieser war die östliche Grenze der römischen Provinz Syria und diente der Abwehr von Angriffen der Parther und später der Sassaniden. Die Straße verband die Festung Sura am Euphrat über Resafa und Palmyra mit Damaskus und führte über Bostra weiter bis Philadelphia (Amman).

 
     
   
 

 

 
 

Im 9. Jahrhundert v. Chr. war ein Resafa ein assyrischer Verwaltungsort. Der assyrische Name lautete Rasappa. In der Bibel wird ein Rezeph (II Könige 19,12; Jesaja 37,12) erwähnt. Der Ortsname kommt aber häufig vor und ein Zusammenhang mit dem hier beschriebenen Ort ist nicht belegt. Wahrscheinlich wurde der Ort um das Jahr 70 n. Chr. als römischer Wachposten gegründet.

Wesentlich für die weitere Entwicklung der Stadt war das Martyrium des später heiliggesprochenen römischen Soldaten Sergios um das Jahr 312 n. Chr. vor den Toren des Kastells. Am Ende dieses Jahrhunderts war das Grab des Sergios ein bedeutendes Wallfahrtsziel geworden.
Dieser Pilgerverkehr wurde von Kaiser Anastasios I. genutzt, um das Kastell zu einer Stadt auszubauen, denn in den Auseinandersetzungen zwischen Rom und Persien lag Resafa oft auf dem Weg der sich bekämpfenden Truppen.
Die neu gegründete Stadt verlieh der Grenze zusätzliche Stabilität und erhielt den Namen Sergiupolis. Innerhalb kurzer Zeit wurde eine gewaltige Stadtmauer und mehrere Kirchen errichtet.
Procopius, der Hofschriftsteller Justinians, schildert den Bau der Umfassungsmauer, von Häusern, Wandelhallen und die Anlage von Wasserspeichern.

 
     
   
 

 

 
  n der flachen Steppenwüste ist die bis zu 15 Meter hohe und insgesamt über 1800 Meter lange Umfassungsmauer von weitem zu erkennen. Resafa war als Teil des Limes Arabicus in den Verlauf befestigter Straßen eingebunden, welche die Ostgrenze des Römischen Reiches gegen die Parther absichern sollten. Aus diesen militärischen Überlegungen legten die Römer die erste Umfassungsmauer für ein bescheidenes Kastell an, in dem ein Kamelreiterheer Dienst tat, das aus Beduinen der Umgebung bestand. Die Aufgabe von Resafa war, im Bereich zwischen Euphrat (Station Sura) und Palmyra die Karawanenstraße zu kontrollieren.

Die heute noch sichtbaren Mauern und unterschiedlich großen Bastionen stammen aus der Zeit Kaiser Justinians, sie wurden im frühen 6. Jahrhundert zum Schutz gegen die Sassaniden neu errichtet und bis zur arabischen Besetzung 636 ergänzt. Die 3 Meter dicke Umfassungsmauer bildet seither ein unregelmäßiges Rechteck von 536 Meter im Norden, 350 Meter im Osten, 411 Meter an der West- und 549 Meter an der Südseite. An jeder Seite liegt ein monumentales Tor mit seitlichen Ecktürmen. Es sind 50 Bastionen in unterschiedlicher Form teilweise erhalten. Von der Mauerinnenseite waren zwei Wehrgänge über breite Freitreppen zugänglich, der untere Wehrgang lag knapp 6 Meter über dem ursprünglichen Bodenniveau, der obere in 12 Meter Höhe. Die Brüstung des oberen Gangs ist fast überall verschwunden. Die byzantinische Stadtmauer unterscheidet sich von der in römischer Zeit üblichen Stadtanlage, da die Tore nicht in der Mitte liegen, die Abstände zwischen den Türmen ungleich sind und auch sonst keine Symmetrie eingehalten wurde. An allen Seiten war der Umfassungsmauer ein Erdwall vorgelagert.

 
     
   
     
 

Im 8. Jahrhundert war Resafa Residenz des umayyadischen Kalifen Hischam ibn Abd al-Malik (regierte 724–743), der sich vor den Toren der Stadt mehrere Paläste errichten ließ. Die Große Moschee von Rusafat Hisham, wie die Stadt nun in den Quellen genannt wird, baute der Kalif an die Pilgerkirche, sodass der Schrein mit den Reliquien von Christen und Muslimen gleichzeitig verehrt werden konnte: ein Zeichen für die Koexistenz beider Religionen. 1269 flohen die Bewohner vor den Mongolen nach Salamiyya, Ende des 13. Jahrhunderts wurde Resafa letztmals erwähnt. Der Euphrat bildete nach dem Mongolensturm die Grenze zwischen dem Reich der Ilkhane im Osten und dem Reich der Mamluken im Westen. Der Euphrat-übergreifende Handel, die Lebensgrundlage Resafas, war unterbrochen. Seither gab es in Rusafa bis in die Gegenwart keine größeren Siedlungen mehr.

 
     
   
  Der Zentralbau  
 

Der Zentralbau aus dem Anfang des 6. Jahrhunderts war ein mit seitlichen Einbuchtungen (Konchen) versehene, 42 x 34 Meter großer Kirchenbau. Das Mittelschiff war 22 Meter lang und 10,5 Meter breit mit vier winkelförmigen Pfeilern im Zentrum der Gesamtanlage.
Das Gebäude blieb bis zu seiner allmählichen Zerstörung, die im 9. Jahrhundert begann, nahezu unverändert. Teile der Kirche könnten noch bis ins 13. Jahrhundert für Gottesdienste genutzt worden sein.

 
     
   
 

Basikika A

 
 

Die Basilika A wurde nach der Bauplastik und nach Münzfunden im Fußboden vermutlich im späten 5. Jahrhundert erbaut.
Das Hauptgebäude maß 42 × 34 Meter ohne die zahlreichen Anbauten, die als Mönchsunterkünfte oder für liturgische Zwecke genutzt wurden.
Die außen angebrachten Stützmauern am südlichen Kirchenschiff wurden vermutlich zur Stabilisierung nach einem Erdbeben im 11. Jahrhundert erforderlich.
In einer späteren Bauphase konnten die mit 60 cm zu gering dimensionierten, einsturzgefährdeten Außenmauern der Kirche nur noch durch massive schräge Steinhaufen gestützt werden.

Mitte des 8. Jahrhunderts ließ Kalif Hischam im Nordhof der Basilika eine Moschee einbauen, die bis ins 13. Jahrhundert genutzt wurde. In einem Nebenraum des Peristyl wurde ein Teil des Kirchenschatzes entdeckt, der von den Kreuzfahrern Mitte des 13. Jahrhunderts vor den Mongoleneinfällen (1247 und 1259/1260) versteckt worden war.

 
     
 

 
     
  Teile der Mauern standen vor der Ausräumung des Kirchenschiffes durch die syrische Antikenbehörde in den 1970er Jahren noch bis zu einer Höhe von 15 Meter. Aus statischen Gründen mussten einige Meter abgetragen werden. Es ist gemessen an der Spannweite der Arkaden die größte erhaltene Weitarkadenbasilika Syriens, die Spannweite im Mittelschiff beträgt 10,7 Meter. Nur die vermutlich um die Mitte des 5. Jahrhunderts erbaute Basilika im Tempelhof von Baalbek hatte mit 12,6 Meter eine größere Bogenweite. Die Reste dieser Kirche wurden um 1900 ausgegraben und 1935 vollständig entfernt. Die Bodenoberfläche der Basilika A bestand nicht aus den heute sichtbaren Gipsquadern, sondern aus darüberliegenden farbigen Steinplatten. Das Gebäude hatte neun gleich große Eingänge an der Nord-, West- und Südseite, vermutlich alle mit einem Vorbau.  
     
   
  Das Nordtor  
 

Das am aufwendigsten gestaltete, repräsentative Stadttor hat einen größeren mittleren Durchgang. Vor die drei Eingänge wurde eine Bogenwand gestellt, die durch korinthische Säulen getragen wird. Seitliche Türme bilden einen Vorhof

 
 

 

 
 

 
     
 

In wie weit die Ruinen Resafas im syrischen Bürgerkrieg oder durch den IS in Mitleidenschaft gezogen wurden ist nicht bekannt.

 
     
     
     
 

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