Reise 2001 l Syrien l Libanon l Jordanien

 
 

Ugarit

     
  Die Fotos wurden damals mit einer analogen Kamera aufgenommen und später digitalisiert. Ich bitte die ungewohnt schlechte Qualität zu entschuldigen  

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  (z.T. in Vorbereitung)

 
 

 

 
 

Ugarit war ein seit etwa 2400 v. Chr. keilschriftlich bezeugter kanaanäischer Stadtstaat und während der Bronzezeit ein wichtiges Handels- und bedeutendes Kulturzentrum im Nordwesten Syriens. 1928 wurde es bei dem modernen Ort Ras Schamra nahe der Küste, etwa 11 km nördlich von Latakia, zufällig wiederentdeckt. 1929 begannen französische Archäologen mit systematischen Ausgrabungen, bei denen viele historisch bedeutsame Funde zu Tage kamen. Zu dem Königreich gehörten der Hafen Minet el-Beida zwei Kilometer westlich der Hauptstadt Ugarit und die Zweitresidenz Ras Ibn Hani fünf Kilometer südwestlich.

 
     
 

 
 

 

 
 

Die wirtschaftliche Blüte lag gegen Ende der späten Bronzezeit zwischen etwa 1450 v. Chr. und 1185 v. Chr. Anhand der besiedelten Fläche, der durchschnittlichen Wohnungsgröße und ethnographischer Daten wurde für Ende des 2. Jahrtausends eine mittlere Bevölkerungszahl von 7.635 innerhalb der Stadt Ugarit errechnet. Vorigen Schätzungen zufolge betrug die Zahl der Stadtbewohner 6.000 bis 8.000, bei einer Gesamtbevölkerungszahl von 35.000 oder 25.000 nur für die ländliche Bevölkerung. Die Zahlen sind allesamt unsicher, weil sich die alten Stadtgrenzen nicht genau bestimmen lassen, Funde kleinerer Siedlungen nicht vorliegen und die Bevölkerungszahl im genannten Zeitraum nicht konstant war.

 
 

 

 
 

 
 

 

 
 

Schiffe aus Ägypten, Griechenland und Kleinasien steuerten die Stadt an. Sie war ein wichtiger Umschlagplatz für Waren aus dem vorderen und mittleren Orient. Möglicherweise gab es Stadtviertel, in denen sich ausländische Händler dauerhaft niederließen; zumindest ein mykenisches Viertel wird von vielen Forschern angenommen. Vom Reichtum Ugarits zeugen die Überreste mehrerer großer Paläste. Trotz seines Reichtums war Ugarit militärisch schwach und musste sich deshalb mit den Großmächten jener Zeit – den Ägyptern und den Hethitern – arrangieren. So heiratete König Niqmaddu II. eine ägyptische Prinzessin, um die Beziehung zu den ägyptischen Pharaonen zu festigen. Diese hatten allerdings mit der Zeit immer weniger Macht und Einfluss in der syrischen Welt.

 
 

 

 
   
 

Der Eingang zum Königspalast

 
  Das sicherlich wichtigste Gebäude in der Stadt war der Palast des Königs. Er lag im Westen der Stadt, bedeckte eine Fläche von ca. 10.000 Quadratmetern und bestand aus rund 100 Räumen.
Das Untergeschoss war in Stein errichtet und steht heute teilweise noch 4 m hoch an. Die Mauern in den Obergeschossen waren wohl aus Lehm. Der Palast ist in mehreren Phasen errichtet worden. Der Kernbau war gerade einmal 30 × 15 Meter groß mit einem kleinen Innenhof. Später wurde an die Ostseite ein weiterer Trakt angebaut. Hier entstanden ein weiterer Hof und eine Säulenhalle.
 
 

 

 
 

 
 

 

 
     
 

Weitere Anbauten folgten im Osten und vor allem im Süden, wobei es sich jedes Mal um Raumgruppen handelte, die sich um einen Hof gruppierten. Die Funde in den einzelnen Teilen des Gebäudes waren ausgesprochen reich. In verschiedenen Teilen kamen Tontafelarchive zu Tage. Im Osttrakt fanden sich in einem Raum Fragmente von Möbeln, die schon lange vergangen, deren Elfenbeinauflagen aber noch erhalten waren.
Der Palast wurde schon im Altertum bewundert und Rib-Addi, König von Byblos, rühmt ihn in einem seiner Briefe an den ägyptischen Pharao Echnaton.

 
   
     
 

Ab dem 14. Jahrhundert v. Chr. wurde neben der babylonischen Keilschrift für Texte in ugaritischer Sprache auch eine alphabetische Keilschrift verwendet. Die etwa 1500 Tontafeln aus Ugarit bilden den bisher ältesten Nachweis dieses Alphabets. In Europa wurde das Alphabet - allerdings abgeleitet aus dem phönizischem Alphabet - erst wesentlich später bekannt. Die Entzifferung geht unter anderem auf Hans Bauer zurück, der seine Ergebnisse erstmals auf dem Orientalistenkongress in Leiden im Jahre 1932 vorstellte. Bedeutenden Anteil an der Entzifferung hatten jedoch auch Charles Virolleaud und Édouard Dhorme, die sich ebenfalls ab 1929 mit der ugaritischen Schrift befassten und bereits früh Zwischenergebnisse veröffentlichten.

 
 

 

 
   
     
 

Trotz seines Reichtums war Ugarit militärisch schwach und musste sich deshalb mit den Großmächten jener Zeit – den Ägyptern und den Hethitern – arrangieren. So heiratete König Niqmaddu II. eine ägyptische Prinzessin, um die Beziehung zu den ägyptischen Pharaonen zu festigen. Diese hatten allerdings mit der Zeit immer weniger Macht und Einfluss in der syrischen Welt. Als gegen Ende des 14. Jahrhunderts v. Chr. die Hethiter unter Šuppiluliuma I. Nordsyrien eroberten, musste Ugarit jährliche Tributzahlungen leisten. Die ugaritischen Fürsten erkannten politisch und militärisch die Autorität der hethitischen Herrscher an, konnten sich wirtschaftlich und kulturell aber eine recht weitgehende Unabhängigkeit bewahren. Zum Ende des Hethitschen Reiches mussten sie – kurz vor der eigenen Zerstörung – selbiges militärisch unterstützen.

 
 

 

 
   
 

 

 
 

Zwischen 1194 und 1186 v. Chr. erfolgten die Angriffe der Seevölker auf Ugarit und die Zerstörung der Stadt. Keilschrifttafeln, die aus der Zeit kurz vor der Zerstörung stammen, beschreiben Angriffe auf die syrischen Gebiete von See.
Ammurapi, dem noch jungen letzten Herrscher Ugarits, waren die Hände gebunden, denn die ugaritische Flotte wurde vom hethitischen Großkönig vor der Südküste Kleinasiens eingesetzt und Gardetruppen Hammurapis waren ins hethitische Kernland beordert worden. Ein Hilfegesuch an den hethitischen Vizekönig in Karkemisch wurde abgeschlagen. Ugarit war folglich den Feinden fast schutzlos ausgeliefert.
Das Ende kam sehr schnell, da die letzten Korrespondenzen Ugarits noch in Bearbeitung waren. Einige von ihnen wurden im Brennofen gefunden, ohne versandt worden zu sein. Ugarit wurde von den Angreifern buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht. Erst im 5. Jahrhundert v. Chr. kam es wieder zu einer spärlichen Dorfbesiedlung in der Nähe.

 
     
     
     
 

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